Am Montag, den 28.06.2021, fand in Leipzig wieder der allwöchentliche Querdenken-Aufmarsch statt. Zuvor kündigte der Anmelder, Volker Beiser, eine Überraschung an. Die Überraschung war, dass Volker mit dem Ordnungsamt und der Polizei abgesprochen hatte, dass trotz bestehender Maskenpflicht die Teilnehmer*innen von Querdenken keine Maske tragen müssen und die Polizei diese auch nicht durchsetzten werde. Trotz dessen versammelten sich am Anfang nur ca. 30 Querdenker*innen, im Laufe des Abends wuchsen diese auf ca. 50 Teilnehmer*innen an.
Auch anwesend war der chemnitzer Neonazi und Streamer Michael Wittwer. Zudem waren auch noch ,,Weichreite TV“ und Lilly zu Gegend. Alle drei filmten regelmäßig den Gegenprotest und einzelne linke Aktivist*innen, sowie Journalist*innen, ab.
An diesem Tag gab es zum ersten Mal von Platznehmen keine Zubringerdemo, deswegen entschieden wir uns als Nika Sachsen dafür, zu dezentralen Aktionen aufzurufen. Diesem Aufruf folgten ca. 60-70 Personen, die sich an der Querdenken-Route aufhielten.
Nach den langen Monologen seitens Volker B., in denen er die Corona-Pandemie leugnete und als Grippe abtat, dem Verbreiten der Verschwörungstheorie von 14000 Impftoten und dem Aufruf zur Hetzjagd auf Antifaschist*innen, lief Querdenken um kurz vor 20 Uhr los.
Querdenken lief, wie in den letzten Wochen, über die Richard-Wagner-Straße Richtung rundes Eck, und von da aus am Dittrichring entlang. Ab ca. der Höhe des runden Ecks befanden sich Antifaschist*innen an der Route. Diese wurden direkt von Cops beleidigt und agressiv angegangen. In der Nähe des Märchenbrunnen kam es zu einer ersten Sitzblockade. Diese wurde sofort von der Polizei gekesselt. Die Polizei ließ Querdenken direkt an der Sitzblockade entlang laufen. Diese Möglichkeit nutzen natürlich Weichreite, sowie Michael Wittwer, um die anwesenden Antifaschist*innen abzufilmen. Nachdem Querdenken die Sitzblockade passierte,löste die Polizei den Kessel auf. Hierbei kam es zu einer brutalen Festnahme einer jungen antifaschistischen Person. Diese wurde erst zu Boden geschubst und dann festgenommen.
Von dort aus ging es für Querdenken zur Thomaskirche und über die Thomasgasse zum Markt. Über die Grimmaische Straße lief Querdenken Richtung Augustusplatz. Die Cops sperrten alle Zugänge zur Grimmaischen Straße ab, sodass es dem antifaschistischen Gegenprotest, der sich in den Parallelstraßen bewegte, nicht möglich war, auf die Route zu gelangen. Gegendemonstrant*innen, denen es dennoch gelang, wurden von aggressiven Cops weggeschubst. Die Cops agierten an diesem Tag sehr aggressiv gegen Antifaschist*innen am Rande der Route. Immer wieder kam es zu Polizeigewalt.
Als Querdenken am Augustusplatz ankam, kesselten die Cops eine Gruppe junger Antifaschist*innen, obwohl diese sich weit genug von Querdenken aufhielt. Die Genoss*innen wurden geschubst und aggressiv angegangen. Auch hier hatten die Cops es vor allem auf Jüngere abgesehen.
Querdenken versuchte an der Oper vorbei auf den Georgiring zu gelangen, um von da aus vermutlich Richtung Hauptbahnhof zu laufen. Eine Gruppe Gegendemonstrant*innen konnte dies durch eine Blockade an der Oper verhindern. Diese Sitzblockade wurde von den Cops sofort eingekesselt und Querdenken über die Goethestraße umgeleitet. Für Querdenken ging es jetzt am Schwanenteich vorbei Richtung Hauptbahnhof. Auf der Strecke gingen Cops wieder gezielt gegen einzelne Antifaschist*innen vor. So wurden 5 Antifaschist*innen unter Schmerzgriffen festgenommen und über eine halbe Stunde festgehalten. Auf den Hinweis eines Genossen, dass dieser sich nicht wehre und er locker lässt, verstärkten die Cops ihre Schmerzgriffe und verhöhnten den Betroffenen.
Währenddessen lief Querdenken die Richard-Wagner-Straße Richtung Goerdelerring entlang und passierte die Höfe am Brühl. Auch hier ließen es sich die Cops nicht nehmen und schikanierten weitere Personen. So wurde ein junger Journalist festgehalten und von ihm gefordert, den Cops seine Bilder zu zeigen. Der Journalist wurde verdächtigt, Porträtaufnahmen von Querdenker*innen angefertigt zu haben. Die Cops drohten ihm, sollten Bilder auftauchen, dass dann gegen ihn ermittelt wird.
Auf die Frage von solidarischen Menschen, warum die Polizei denn kein Problem mit der großen Kamera des Nazi Michael Wittwer habe, antwortete ein Polizist, dass er diese angeblich nicht gesehen habe. Nach dem zeigen einzelner Bilder, ließen die Cops den Journalisten wieder aus der Maßnahme.
Querdenken ist währenddessen am Richard-Wagner-Platz angekommen und hat die Versammlung aufgelöst. Einzelne linke Aktivist*innen machten sich vom Richard-Wagner-Platz aus in Richtung des Kessels in der Goethestraße, um sich mit den 5 Gefangen solidarisch zu zeigen und den unverhältnismäßigen Polizeieinsatz zu beobachten. Die gekesselten Genoss*innen erwartet eine Anzeige wegen Störung einer Versammlung und Verstoß gegen die StVO.
Kurz nachdem die Maßnahme beendet wurde, kam eine größere Gruppe Antifaschist*innen an, mit der Absicht nach den gekesselten Genoss*innen zu schauen. Die Cops kesselten sofort die Gruppe an der Grünanlage beim Hauptbahnhof und hielt die 24 Genoss*innen fest. Obwohl eine dieser Personen eine Versammlung anmeldete, ließen die Cops die Antifaschist*innen nicht gehen und schubsten einzelne von ihnen. Erst kurz darauf lösten die Cops den Kessel auf und verschwanden ohne ein Wort.
Kurz darauf kam es noch zu einer weiteren Maßnahme in der Grünanlage am Hauptbahnhof gegen eine antifaschistische Person. Gegen diese Person wird wegen passiv Bewaffnung ermittelt.
Insgesamt gab es am 28.06.2021 von Seiten der Cops 5 Kessel gegen Antifaschist*innen und mehrere Maßnahmen, sowie Ermittlungsverfahren.